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#10 Sommer, Sonne und ein Mord
„Nur der Mond war Zeuge" der Engländerin Josephine Tey gilt als ein Meisterwerk der Spannungsliteratur - obwohl es gar keine Leiche gibt. Denn um Spannung aufzubauen, brauche es viel mehr als einen Mord, sagt Kultur-Experte Edwin Baumgartner im Gespräch mit Host Petra Tempfer. Freilich gibt es auch gute Krimis oder Thriller, bei denen es um mysteriöse Todesfälle oder Serienkiller:innen geht. Die Kunst dabei ist jedoch laut Baumgartner stets, nicht nur die Auflösung eines Kriminalfalles, sondern eine Geschichte in der Geschichte zu erzählen - zum Beispiel Historisches oder Familiendramen hineinzupacken. Deshalb sind Krimis nicht automatisch Schundlektüre, sondern haben oft ein hohes literarisches Niveau. Wie ein Kriminalfall schließlich gelöst wird, kann über „Whodunit" oder „Howcatchem" passieren. Also „Wer hat`s getan?" oder „Wie fängt man ihn?", wobei Letzteres besser im Film funktioniert. Paradebeispiel ist die Fernsehserie „Inspector Columbo": Der/die Zuschauer:in weiß, wer die Täter:innen sind, und begleitet den/die Detektiv:in dabei, wie diese:r die Mörder schnappt. Es gibt allerdings auch Bücher, die auf dem „Howcatchem"-Prinzip basieren. Und selbst für Menschen, die keine Krimis mögen, hat Baumgartner Strandlektüre-Tipps. Weiterführende Links:Aus dem Archiv der Wiener Zeitung vom 31. Oktober 1866 (Seite 6):In der Wiener Zeitung ging es auch manchmal wie in einem Krimi zu. Am 31. Oktober 1866, also in dem Jahr, in dem „Schuld und Sühne“ des russischen Autors Fjodor Michailowitsch Dostojewski entstand, schrieb sie unter dem Titel „Ein Drama im Waldrevier“ auf Seite 6: Am 30. Juni dieses Jahres vormittags gegen 8 Uhr ging der gräflich Hänkel`sche Förster Otto Babler mit seinem Forstgehülfen Anton Amon und dem Revierförster Johann Hartner auf die Hohenwart-Alpe, um auf Wildschützen zu passen und kehrte […] in die sogenannte Grünhütte ein. Nachmittags gegen 5 Uhr verließen die Genannten die Hütte, gingen der Höhe zu und hörten bald darauf einen Schuss. Als der Rauch sich verzogen hatte, erblickten sie einen Menschen, den sie darauf verfolgten. […] Als Babler sah, dass der Wildschütz davonlief, befahl er dem Jäger Amon, demselben in die Füße zu schießen. […] Hierauf rief Babler dem Amon zu: „Noch einmal schießen!“ Da spannte denn Amon den linksseitigen Lauf seiner Doppelbüchse, zielte, wie er selbst angibt, tief hinter den Füßen des Wildschützen, drückte los, der Schuss fiel, und der Wildschütz stürzte nach vorwärts zusammen, worauf die drei Jäger den Verunglückten […] liegen ließen. Dieser starb bereits am 1. Juli und wurde als ein verheirateter gräflich Egger`scher Bergknappe erkannt. „König Ödipus" von Sophokles war auch Thema unseres Podcasts „#5 Warum es kaum lustige Komödien gibt" mit Edwin Baumgartner zu Gast bei Host Petra Tempfer. Tipps:Fünf Krimis für Menschen, die keine Krimis mögen:„Alibi für einen König" (Josephine Tey)„Und dann gab`s keine mehr“ (Agatha Christie)„Alibi" (Agatha Christie)„Ein Toter zu wenig" (Dorothy L. Sayers)