Zwei – unbeabsichtigte, sehr instruktive – Beiträge zur ÖVP-Debatte um die „Normalität“

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Frauen im Reich des Nervenzusammenbruchs: Ganz normal<br /> „Femizid“: „allgemein verständlich“, also ziemlich normal Zwei – unbeabsichtigte, sehr instruktive – Beiträge zur<br /> ÖVP-Debatte um die „Normalität“ Die ÖVP hat, ausgehend von Niederösterreich, eine Debatte um die gesellschaftliche Normalität losgetreten. Natürlich, um sich die Definitionshoheit darüber zu verschaffen – in Anlehnung an den seligen Dr. Karl Lueger: „Was normal ist, bestimm’ ich!“ Und um sich dadurch als die maßgebliche Vertretung von Hanni und Hansl Normaldenker zu positionieren. Nachdem die türkisen Protagonisten der Normalität sich manchmal schwer tun, ihre Anliegen in halbwegs normalen deutschen Sätzen zu formulieren und öfter unbedarftes Geschwurbel absondern, konsultieren wir mal Wikipedia: „Normalität bezeichnet in der Soziologie das Selbstverständliche in einer Gesellschaft, das nicht mehr erklärt und über das nicht mehr entschieden werden muss. Dieses Selbstverständliche betrifft soziale Normen und konkrete Verhaltensweisen von Menschen.“ (Wikipedia) Darum geht es: Normalität steht für viel mehr als bloß für mehr oder weniger weit verbreitete Verhaltensweisen; Normalität steht für die Norm, für das, was sich gehört und was sein soll, auch wenn die Welt voll von Abweichungen ist, die dadurch – argumentlos – eben als Abweichungen gekennzeichnet und dadurch schon diskreditiert werden sollen: Weil das Normale das Selbstverständliche ist, für das nicht mehr geworben oder argumentiert werden muss, oder über das auch nur diskutiert und reflektiert werden könnte, weil es über das Selbstverständliche nichts mehr zu klären gibt – so dass das Normale auf diesem billigen Weg auch von vornherein jeder Kritik entzogen ist. „In der Psychologie bezeichnet Normalität ein erwünschtes, akzeptables, gesundes, förderungswürdiges Verhalten im Gegensatz zu unerwünschtem, behandlungsbedürftigem, gestörtem, abweichendem Verhalten.“ (ebd.) Die Psychologie verlegt die Differenz gleich in die Individuen und deren Psyche, und erklärt das „erwünschte, akzeptable“, schlicht das angepasste Verhalten gleich zum Resultat der gesunden Psyche, im Unterschied zum „gestörten“ Seelenhaushalt, der ebensolches gestörtes Benehmen hervorbringt. Soweit die allgemeine Definition und das Interesse der ÖVP: Abweichler von dem, was sie für normal erklärt, sind gestört. Und nun zu etwas ganz anderem, nämlich zu zwei Ereignissen aus dem realen Reich der Normalität; beide sind in keiner Weise als „abnormal“ aufgefallen … Dazu ein paar Bemerkungen. Frauen im Reich des Nervenzusammenbruchs:<br /> Ganz normal Es ist offenbar möglich, die ganz normale Normalität ein bisschen zu skandalisieren, wenn auch nur im Reich der Salzburger Hochkultur, und dort einen kleinen Sturm im Wasserglas zu entfachen, durch ein Theaterstück – nach nach Meinung der Autorin: durch eine „Handgranate“ – über die weibliche „Wut, die bleibt“: „Wohl noch nie wurde Wokeness bei den Salzburger Festspielen auf eine derart explizite Weise thematisiert, noch nie hat man hier die Themen Mutterschaft und Care-Arbeit, MeToo und Frauen-Solidarität mit einer derart expliziten Botschaft zu einem Theaterabend verrührt. … Was passiert, wenn eine Mutter beim Abendessen mit Mann und drei Kindern einfach aufsteht und sich vom Balkon stürzt? … Das Studium hat Helene abgebrochen, als sie ihr erstes Kind bekam, der Teilzeitjob, in dem sie schuftet, bis sie am Nachmittag die Kinder aus dem Kindergarten oder der Krippe holt, ist schlecht bezahlt, der Mann ein arbeitender Abwesender, die Kinder sind nicht selten eine Plage. Mit gerade einmal 40 sind alle Zukunftshoffnungen Makulatur, aus der coolen Revoluzzerin, die einmal die Welt verändern wollte, ist ein Muttertier geworden.“ (Standard 19.8

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