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Kinderbücher zwischen Kunst, Kommerz und Klassenlektüre
Eine Diskussion im Freien Deutschen Hochstift in Frankfurt am Main Eine Erfolgsgeschichte: Das sind die letzten Jahre im Kinder- und Jugendbuch zweifellos, zumindest, wenn man die Zahlen anschaut. Der Marktanteil ist permanent gewachsen, in der Coronazeit ist er geradezu explodiert. Inzwischen liegt er um die zwanzig Prozent. Und bei den Lizenzen, den deutschen Büchern, die ins Ausland verkauft werden, liegt er noch höher. Kinderbuchverlage werden neu gegründet, oft unter dem Dach von Belletristik-Verlagen, die ihren Teil vom Kuchen abbekommen wollen. Literaturkritiker, die sich sonst mit Thomas Mann oder Nabokov beschäftigen, schreiben heute Studien über Harry Potter oder das Werk von Philipp Pullman, und wenn man liest, wie Michael Ende in den Achtzigerjahren auf dem Höhepunkt seines Erfolges von den Großkritikern belächelt oder ignoriert wurde, eben weil er „nur“ Kinderbücher verfasst hatte, wirkt das wie aus einer längst versunkenen Epoche. Eigentlich ist es eine Erfolgsgeschichte. Denn natürlich kann man fragen, wie es um einen Buchmarkt bestellt ist, in dem die Umsätze wesentlich mit Büchern von der Stange verdient werden, mit den fünfzig oder mehr Bänden einer Saga um Katzen-Clans, mit magischen Tierwesen jeglicher Couleur, mit Unterwasserabenteuern der immer gleichen Machart und anderem mehr. Ist der Erfolg an der Ladenkasse womöglich teuer erkauft? Welche Rolle spielen daneben Autorinnen und Autoren, die einen literarischen Anspruch erheben, für die Sprache mehr ist als nur das Vehikel für möglichst eingängige Konfektionsware? Wo findet das Gespräch über Kinder- und Jugendliteratur statt, und welche Inhalte werden dabei diskutiert? Und wo ist überhaupt die Position dieser Literatur zwischen den Anforderungen des Markts, den Wünschen der Erwachsenen, die diese Bücher zum überwiegenden Teil kaufen, den Interessen der Leserschaft und schließlich derjenigen, die mit ihnen in Schulen und Universitäten arbeiten? Über diese und andere Fragen zur Kinder- und Jugendliteratur haben am 22. März im Freien Deutschen Hochstift in Frankfurt am Main vier Experten mit je eigener Perspektive diskutiert: der Kinderbuch- und Bestsellerautor Andreas Steinhöfel und Ute Dettmar, Professorin für Kinder- und Jugendliteraturwissenschaft an der Goethe-Universität Frankfurt, dazu Thorsten Gabler, Deutschlehrer an einem Gymnasium, und Konstanze Brockmann, Schulelternbeiratsvorsitzende einer Gesamtschule. Es moderierte Tilman Spreckelsen. Programmübersicht auf der Website des Freien Deutschen Hochstifts Die Adresse für Anregungen, Lob und Kritik Das späte Glück des traurigen Kindes: Judith Lembke schildert, warum Kinderbuch-Autor Andreas Steinhöfel aufs Land zurückkehrt Bücher für Kinder und Jugendliche verkaufen sich prächtig. Aber nicht jede Schule oder Kita kann sie sich leisten. Verlage schlagen Alarm. Eine Glosse von Tilman Spreckelsen „Kindsein ist mies, Kindsein ist süß“: Auszug aus Tilman Spreckelsens Biographie „Otfried Preußler – Ein Leben in Geschichten“