- After-Shows
- Alternative
- Animals
- Animation
- Arts
- Astronomy
- Automotive
- Aviation
- Baseball
- Basketball
- Beauty
- Books
- Buddhism
- Business
- Careers
- Chemistry
- Christianity
- Climate
- Comedy
- Commentary
- Courses
- Crafts
- Cricket
- Cryptocurrency
- Culture
- Daily
- Design
- Documentary
- Drama
- Earth
- Education
- Entertainment
- Entrepreneurship
- Family
- Fantasy
- Fashion
- Fiction
- Film
- Fitness
- Food
- Football
- Games
- Garden
- Golf
- Government
- Health
- Hinduism
- History
- Hobbies
- Hockey
- Home
- How-To
- Improv
- Interviews
- Investing
- Islam
- Journals
- Judaism
- Kids
- Language
- Learning
- Leisure
- Life
- Management
- Manga
- Marketing
- Mathematics
- Medicine
- Mental
- Music
- Natural
- Nature
- News
- Non-Profit
- Nutrition
- Parenting
- Performing
- Personal
- Pets
- Philosophy
- Physics
- Places
- Politics
- Relationships
- Religion
- Reviews
- Role-Playing
- Rugby
- Running
- Science
- Self-Improvement
- Sexuality
- Soccer
- Social
- Society
- Spirituality
- Sports
- Stand-Up
- Stories
- Swimming
- TV
- Tabletop
- Technology
- Tennis
- Travel
- True Crime
- Episode-Games
- Visual
- Volleyball
- Weather
- Wilderness
- Wrestling
- Other
Sortiermaschinen - eine Buchrefzension von Christoph Marischka (Informationsstelle Militarisierung, Tübingen) (Serie 370: AKR Antikriegsradio im Querfunk)
Grenzen: High-Tech-Sortiermaschinen? Rezension eines Buches Beim nachfolgenden Text handelt es sich um einen Vorabdruck aus dem anstehenden Schwerpunkt „Grenzen“ im nächsten IMI-Magazin AUSDRUCK, das im September erscheinen wird. Mau: „Sortiermaschinen“ Steffen Mau, der zu den bekannteren zeitgenössischen, deutschen Soziologen zählt, hat 2021 im Verlag C.H.Beck ein “kurzes Buch” veröffentlicht, welches – so der Untertitel – “Die Neuerfindung der Grenze im 21. Jahrhundert” unter dem Titel “Sortiermaschinen” beschreibt. Dass Grenzen “Sortiermaschinen” sind, ist erst einmal keine so neue Feststellung. Jenseits ihrer geopolitischen und völkerrechtlichen Funktion zur Abgrenzung eines Territoriums erscheinen sie v.a. im westeuropäischen Denken den Individuen primär als Ort einer binären, manchmal lebenswichtigen Entscheidung: des Zugangs oder der Zurückweisung. Dass der Ort dieser Entscheidung nicht (mehr) nur der ikonische, ebenfalls westeuropäisch geprägte Schlagbaum ist, scheint auch keine besonders neue Erkenntnis. Vieles, das im Buch dargestellt wird, ist im Grunde der regelmäßigen Zeitungsleserin bekannt: Die Externalisierung der Kontrolle in Drittstaaten und an private Akteure, der zunehmende Einsatz biometrischer Daten, der Bau von Mauern und Zäunen und das Sterben im Mittelmeer. Letzteres steht bei Mau nicht im Mittelpunkt, sondern wird eher sachlich am gebotenen Ort erwähnt. Es handelt sich dabei schließlich nur um eine Zuspitzung der Kernaussage, wonach Grenzen als Filter über Lebenschancen entscheiden und diese anhand ziemlich banaler Kriterien wie Geburtsort bzw. Staatsbürgerschaft reproduzieren: “Die Grenze als Sortiermaschine ist ein Ungleichheitsgenerator”. Etwas ausführlicher als die (ebenfalls irgendwie ikonisierten) Bootsflüchtlinge werden z.B. jene beschrieben, die sich Kraft Vermögen, teilweise unterstützt von entsprechenden Agenturen, für viel Geld Pässe anderer Staaten und damit Visafreiheit in ganzen Weltregionen einkaufen können. Hier könnte sich noch die diplomatische Klasse jener ergänzen lassen, die mit entsprechenden Pässen oder aufgrund ihrer Funktion in der UNO, anderen Internationalen Organisationen oder den Parlamenten mächtiger Staaten ebenfalls eine weitgehende globale Bewegungsfreiheit genießen. Dem stellt Mau die Hürden gegenüber, die sich für Angehörige ärmerer Staaten ergeben, wenn sie ein Visum z.B. für den Schengen-Raum beantragen wollen. Alleine diese sind für viele abschreckend oder aber gleich unüberwindbar. So werden Ausschlüsse bereits weit jenseits des Ziellandes produziert. Wer ohne Visum reisen will, stößt ebenfalls bereits weit jenseits des Ziellandes auf vielfältige Hindernisse und Barrieren, wobei private Dienstleister und Behörden von Drittstaaten in die Abwehrstrategien der reichen Staaten eingebunden werden. Auch diese im Grunde bekannte Externalisierung beschreibt Mau nüchtern und anschaulich, u.a. am Beispiel der von Europa an den Niger delegierten Abwehr von Migrant:innen: “Ganze Länder oder Landstriche können somit zur Grenzzone anderer zum Teil räumlich weit entfernter Länder umfunktioniert werden”. Hierin erkennt Mau auch den “Wunsch vor allem liberaler Staaten, sich ihrer eigenen, normativen Selbstbindung zu entledigen”, denn: „Exterritorialisierung führt dazu, dass Kontrolle und der Zugang zu Rechten auseinanderfallen“. Dabei verweist Mau auf den französischen Philiosphen Étienne Balibar, der dafür plädiere, den analytischen Blick „von der Bewegung von mobilen Menschen über die Grenze hinweg auf die Bewegung von Grenzen auf mobile Menschen zu“ zu verlagern. Das ist zugleich ein Beispiel dafür, wie es dem Autor an verschiedenen Stellen gelingt, abstraktere und aktuelle wissenschaftliche Debatten unprätentiös mit einer ansonsten sehr anschaulichen Gesamtdarstellung der Funktionsweise von Grenzen zu verweben. Wenn es z.B. an anderer Stelle heißt, „[p]ortable Kontrollgrenzen zielen darauf, ‚Unwillkommene‘ am Abreisen, Durchreisen oder Anreisen‘ zu hindern“, ist dies ein